Montag, 9. Juni 2014

Filmkritik: Maleficent - Die dunkle Fee

„Verflucht guter und bezaubernder Film!“
 
Nach einem guten Trailer, aber mit geringen Erwartungen ging ich fast zwei Wochen nach Kinostart (in Deutschland am 29. Mai) in „Maleficent – Die dunkle Fee“.
Der Film zeigt das bekannte Märchen „Dornröschen“ aus der Sicht der dunklen Fee Maleficent (aufgrund der Bedeutung etwas seltsam, dass die Fee von Beginn an so heißt). Dabei handelt es sich insbesondere um eine Neuverfilmung des Disneyklassikers von 1959 (hier hieß Maleficent in der deutschen Version noch „Malefiz“). Das Neue sind die realen Schauspieler, der Perspektivwechsel, sowie eine realistischere Darstellungsweise.
 
Gleich zu Beginn wurde klar, dass trotz der allgegenwärtigen Vorhersehbarkeit des Films (vieles war schon beim Trailer klar, einiges erklärte sich während des Films im Voraus), einiges eben doch nicht ganz so erwartet kam. So wird die Geschichte nicht im Nachhinein „Dornröschen“ und den Zuschauern im Rückblick erklärt, sondern der Film zeigt die gesamte Geschichte Maleficents in chronologischer Reihenfolge, wobei sie von einer weiblichen Off-Stimme kommentiert wird. Der Zuschauer weiß also von vorneherein genauso viel wie die Protagonistin, was nicht langweilig, sondern eine interessante Herangehensweise ist. Es macht sie zudem zur einzigen Hauptrolle, alle weiteren Charaktere sind nur Mitspieler.
Unter diese fallen Aurora (sympathisch gespielt von Dakota Fannings jüngerer Schwester Elle Fanning), der König Stefan, ihr Rabe und treuer Begleiter Diaval (einer der sympathischsten Charaktere), die drei guten Feen (teilweise ein wenig nervig, aber bei Kindern sicher beliebt), der obligatorische Prinz Philip (kleiner Milchbubi) und vielen kleinen und großen „Statisten“.
 
Der Film schwankt zwischen düster-tragisch und niedlich-bezaubernd. Viele Szenen mit Maleficent brachten mir eine Gänsehaut (z.B. die Verwünschung), die Szenen mit Aurora (als Baby, Kleinking und junges Mädchen) wahrhafte Glücksgefühle. Es gab also genügend Platz für sowohl Tränen der Freude als auch der Trauer. Denn der Film bietet von allem etwas.
Vieles wird dabei aufgebrochen, das bekannte Disney-Märchen mit Mythologie-Elementen vermischt (Stichwort: Eisen), was ein erstaunlich gutes Ergebnis zur Folge hat. Und wenn auch der große Schlüsselmoment mir ziemlich schnell genauso vor Augen stand und das Ende vielleicht ein wenig zu überladen ist, handelt es sich für mich um eine der besten Märchenverfilmungen mit realen Schauspielern der letzten Jahre. Denn auch wenn Angelina Jolie als dunkle Fee im Vordergrund steht und den Film durch ihre gekonnte Charakterdarstellung sicher auch erheblich prägt, ist der Film in der Gesamtheit tausendmal besser als ähnliche Werke wie „Spieglein, Spieglein“ mit Julia Roberts (Jolie erweist sich in der Rolle der „Bösen“ sowohl ihr als auch Charlize Theron als ebenbürtig) als böser Königin, der nur von deren Darstellung lebt und darüber hinaus eher albern und nur für Kinder ist.
Das ist bei Maleficent eindeutig nicht der Fall. Der Film wird Kindern auf jeden Fall gefallen, aber auch Erwachsene können ihn bedenkenlos konsumieren, da die Story an vielen Stellen anspruchsvoll und sehr gut durchdacht ist, der Charakter der dunklen Fee entwickelt sich zudem durchwegs glaubwürdig, ich habe jede einzelne Szene mit Jolie regelrecht genossen.
 
Es handelt sich bei „Maleficent“ also um einen Film für alt und jung, eine Geschichte über Schönheit und Verrat, über Natur und Habgier, über Hass und Liebe, die nicht nur Disney- und Märchen-Fans begeistern sollte, sondern auch alle anderen, die einer inhaltlich und optisch anspruchsvollen Geschichte nicht abgeneigt sind.
Für Kinder bietet der Film zudem die Lehre, dass Gut und Böse nicht immer klar zu definieren sind, sondern alles eine Frage der Perspektive ist.
 
 
 
Bewertung: 13/15 Sehr gut!
 

 

2 Kommentare:

  1. Wenn du den Film schon mit dem von 1959 vergleichst hättest du auch gleich mal auf die ganzen massiven Handlungsänderungen, die keinerlei der Erzählung des Zeichentricksfilms entsprechen wie z.B. "Todesähnlicher Schlaf" satt "Tod durch den Stich einer Spindel eines Spinnrades" sowie dass sich Malefiz und Aurora kennenlernen, obwohl diese bis zu ihrem 16ten Geburtstag vor ihr versteckt wurde (und das auch erfolgreich!).

    Mit der Kritik hast du einiges übersehen.
    2/15

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    1. Ich habe nichts übersehen: "Das Neue sind die realen Schauspieler, der Perspektivwechsel, sowie eine realistischere Darstellungsweise."
      Weitere Unterschiede ergeben sich im Text, auf Handlungsdetails habe ich zu Gunsten der Kürze und vor allem um nicht zu spoilern verzichtet. Da ich aber die alte Fassung auf Video und DVD habe, kenne ich sie sehr gut. Vielleicht schreibe ich bei Erscheinen der Maleficent-DVD nochmal einen vergleichenden Artikel, der von vorneherein als Spoiler gekennzeichnet ist.

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